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6. DIE SACHE MIT DEN SCHÜRZEN (Gen.3,7) Des Menschen Nacktheit ist nicht umsonst immer wieder Gegenstand theologischer Reflexion gewesen, kommt doch an dieser Stelle die Bibel zum ersten Mal unverhüllt zur "Sache": zum Menschen, zu mir, zu uns. Es hat in der Auslegungsgeschichte vielerlei Deutungen gegeben; mir ist dies wichtig: daß sich der Mensch hier als Mangelwesen erlebt! Es ist vorbei mit der Geborgenheit, mit dem noch infantil-blassen "Bebauen und Bewahren", dem naiv-dilettantischen Umgang mit der Natur, "daß er sähe, wie er sie nennte" (Gen.2,15+19). Da geschieht der Griff nach den Ressourcen, den Produktionsmitteln, sich zu sichern, zu bergen, da werden Blätter zu Schürzen, da wird der tool user zum tool maker. Adam, der Fachmann in Schürzenfragen, mit den Dornen und Disteln auf dem Acker, dem Schweiß auf der Stirn, der Erfinderstirn, der Macherstirn, der Schöpferstirn (Gen.3,18-19). Es würde sich lohnen, die Geschichte des Menschen einmal unter dem Aspekt der Schürzenproduktion zu schreiben: vom Lendenschurz zum Straßenkreuzer mit Heckflossen, vom Feuerbohrer zur Wasserstoffbombe, vom Neandertal nach Biblis, nach Lutterloh vielleicht (Anm.: Ort bei Hermannsburg, wo 1976 die erste Probebohrung stattfand): die Historie von des Menschen vergeblichem Versuch, mit seinem Mangel fertig zu werden. Und es würde sich dabei die Kuriosität ergeben, daß genau auf diesem Wege der alte Traum in Reichweite geriet: zu sein wie Gott. Denn wer die nächsten 240.000 Jahre dieser Erde in der Hand hält, wer das Schicksal von 4 Milliarden Menschen, ihrer Erbmasse und ihrer Nachkommen in der Hand hält, der ist wie Gott. Doch wer als Gott das Mangelwesen geblieben ist, das er war, der ist zur Katastrophe prädestiniert: Die Bombe tickt, die Uhr läuft ab... Und dabei hat Gott Schürzen für uns bereit! - |