Schwarzspecht im Weesener Sunder
Dezember `82
Von hoher Warte schallt dein Ruf
wie Lachen, Weinen in den Nebelwald,
den Habichtstann, ins ausgespannte Schweigen
zwischen Tag und Nacht:
Mein-ist-die-Burg-der-Baum
Komm-geh-nein-bleib
bleib-nicht-nein-nicht-mit-Krallen
nicht-mit-Zähnen-nicht-mein-starkes
banges-ach-so-starkes-banges-Herz
Dann stürzt du dich in jähem Winkelflug
ins Astwerk deines Mutterbaums,
kopfüber in dein dunkles Höhlenloch
wie gestern ...
Die Höhlenbuche steht an ihrem Ort, der Wald
ist unzerstört, mit seinen Kronen
spricht der Wind, das Rabenpaar kehrt heim.
Mit dumpfem Wirbel aus dem Bauch des Baums
wie Lachen, Weinen grüßt du noch dein Weib,
die Nestgefährtin zweier langer Jahre,
die vorüberflog. Dann tauchst du ein
in deinen schweren, wirren
schwarz-rot-gefiedert unruhvollen Borkentraum
wie gestern ...
Die Drossel zetert noch die Lebensangst hinaus,
kalt tropft es mir ins Haar.
Behüt dich Gott, mein lieber, fremder Freund:
Wie schlugst du wieder mich in deinen Bann,
du Magier der besonnten Stunden meiner Knabenzeit
voll Moosgeruch! Behüte Gott dein starkes, banges Herz,
indes die Wipfelburg versinkt, hinaustreibt
in die Mardernacht,
wie gestern ...
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