P S A L M 1 3 0
Aus der Tiefe meiner Sprachlosigkeit
rufe ich, Herr, zu Dir:
Herr, höre, wenn mir die Worte am Gaumen kleben,
die Stimme meines aufgeschlagenen Herzens,
laß Deine Ohren merken auf den Aufschrei der Erde,
das Flehen geschundener Kreatur!
Wenn Du die Summe unserer Übergriffe ziehst,
Herr, wer wird den Katastrophen entrinnen?
Aber Du schiebst die Abrechnung wieder hinaus,
vergibst uns Schuld,
daß wir lernen, Leben zu nehmen
aus Deiner Hand.
Ich warte auf den Herrn,
im Sachzwanggitter wartet sein Geschöpf,
im Stahlnetz des Fortschritts erwarten wir,
was er mit uns vorhat.
Mit allen Nerven spüre ich ihm nach
von einer schlaflosen Nacht zur anderen,
sein Frühwarnsystem hält mich wach.
So hofft doch, Schwestern, Brüder, auf den Herrn:
Liebend trug er für uns sein Kreuz!
Der Schöpfung schwächste Glieder lässt er nicht zerbrechen,
und unsre Wunden werden heil.
Seine Ordnungen wird er durchsetzen, auf Erden
errichten sein Recht!
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